Donnerstag, 1. April 2010

Palestine - Life under Occupation





















Letztendlich, nach vier Wochen, sind wir am Höhepunkt unserer Reise angekommen, Palästina wartet. Palästina, das Land, das keines ist, im Schwebezustand seit jeher, so scheint es. Kolonialgeschichte unter englischer Besetzung wurde Palästina mit steigenden Spannungen von England an die UNO übergeben. Nach dem deutschen Holocaust an Juden und Jüdinnen und mit Ende des zweiten Weltkrieges erkoren die noch jungen Vereinten Nationen und die jüdisch-zionistischen Aktivist_innen Palästina zum Ort einer jüdischen Staatsgründung. Schon seit der Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert emigrierten in beständig steigender Zahl jüdische Menschen aus aller Welt nach Palästina. Seit der Vertreibung des jüdischen Volkes vor nunmehr 2000 Jahren aus dem Römischen Reich, sehen Juden und Jüdinnen diese alte Heimat als ihre eigentliche. Mit dem Beginn der zionistischen Bewegung, die die Gründung eines jüdischen Staates zum Ziel setzte, begannen Anhänger_innen Land in Palästina zu erweben und dorthin zu emigrieren.
Schon bald kam es zu ersten Spannungen zwischen den jüdischen Siedler_innen und den bereits dort lebenden Palästinser_innen.

Zeitsprung

1948 gründete sich der Staat Israel, Krieg brach aus, die vereinten arabischen Armeen zogen gegen die junge Republik ins Land, Israel aber blieb. Über Jahre und Jahre wiederholte sich dieses Schauspiel in ähnlichen Abläufen mit dem immer gleichen Resultat: Israel blieb stets siegreich und besetzte nach und nach immer mehr fremdes Territorium.
Während des Sechs-Tage-Krieges von 1967 verdreichfachte Israel sein Territorium. Die Golanhöhen eine Region in Syrien sind seither unter israelischer Besatzung, aber auch die palästinensischen Gebiete: das Westjordanland und der Gazastreifen.

Entgegen internationalem Protest besetzt Israel diese Gebiete bis zum heutigen Tag. Jüdische Siedler und Siedlerinnen sind seitdem tief in die palästinensischen Gebiete gezogen und errichteten festungsgleiche Wohnkomplexe, die unter schwerster militärischer Bewachung stehen.
Insgesamt siedeln mehr als 450.000 Isaelis illegal in Palästina.
Mit dem Beginn der zweiten palästinensischen Intifada und vermehrten Angriffen und Anschlägen in und auf Israel, begann dessen Regierung mit dem Bau einer Mauer, einhal herum um ganz Palästina. Hunderte Kilometer Mauer durchschneiden das Land, tief in palästinsischem Gebiet, Israel somit geschickt vergrößernd.
Die Mauer, die mittlerweile gänzlich fertig ist, ist doppelt so hoch, als es die Berliner Mauer war. Assoziationen liegen nahe. Nur wer über bestimmte Papiere und eine Sondererlaubnis verfügt, darf auf die andere Seite der Mauer, Ost-Jerusalem. Die Kontrollen auf dem Weg dorthin sind zäh und lang, herablassende Soldat_innen bohren Fragen in die Menschen und weisen ab, wer Pech hat, durch das enge Raster zu fallen. Die Kontrollen dauern oft stundenlang. Bei einer der unsrigen Mauerpassagen war nur ein Kontrollschalter geöffnet, ungeachtet der immensen Länge der Schlange. Die wartenden Menschen haben vielfach Arbeit in Jerusalem, können jedoch oftmals nicht rechtzeitig dort erscheinen. Viele haben so ihre Jobs verloren, Zehntausende weitere im Gazastreifen, die ebenso nach Israel zu ihren Arbeitsplätzen pendelten.

Auch im Westjordanland selbst gibt es an allen Verkehrsstraßen, die für palästinensischen Verkehr geöffnet sind, Wachposten und Checkpoints (jüdischer Verkehr hat eigene, besser instandgehaltene Straßen ohne lästige Kontrollen). Alle paar Kilometer kann eine Kontrolle anstehen. Für Fahrten von Ramallah nach Nablus steht im Reiseführer eine ungefähre Dauer von 1-6 Stunden... Die Entfernung beträgt 36,7km.
Das palästinensische Volk lebt in einem großen Gefängnis, allzu oft im direkten Schatten der Mauer. In Bethlehem ist diese überall, kesselt die Stadt geradezu ein. Einzelne Häuser sind gleich von drei Seiten mit der Mauer umgeben, der Abstand zwischen Hauswand und Mauer beträgt nicht mal einen Meter. Home sweet Home.

Die Menschen die wir angetroffen und kennengelernt haben machten meist einen niedergeschlagenen, verzweifelten und hilflosen Eindruck, ein Land in kollektiver Depression.

Während es den Menschen im Westjordanland schlecht geht, ist das Leben im Gazastreifen ein Vielfaches davon. Im Vergleich dazu muss das Westjordanland ein Paradies sein. Der Gazastreifen steht nicht wie von Israel so oft propagiert unter autonomer Kontrolle der Menschen dort. Wahr ist, das Israel vor einigen Jahren die dort lebenden rund 9.000 jüdischen Siedler_innen zum Auszug gezwungen hat. Dennoch hat dies wenig mit Autonomie und Unabhängigkeit zu tun. Die Land-, Luft- und Seegrenzen des Gazastreifens stehen gänzlich unter Kontrolle des israelischen Militärs. Nichts geht dort ein und aus, ohne entsprechende Genehmigung. Als Reisender gibt es keinen Zugang zum Gazastreifen, ebensowenig als Journalist oder UN-Sonderberichterstatter für Palästina.
Seit die Hamas die ersten freien, fairen und regulär abgehaltenen Wahlen 2005 gewann, wurden alle Gelder für die Palästinensische Autonomiebehörde eingefroren. Diese finanziert sich ausschließlich über die Gelder diverser Geberländer. Mehr als ein Drittel dieser Gelder kamen damals von der EU. Heute gibt es keinen Cent. In Gaza sind die Schulen geschlossen, da nach Monaten des Streiks, die Lehrer_innen noch immer keine Gehaltszahlungen erhielten. Wie auch schließlich?! Medikamente sind eine Rarität in Gaza, ebenso wie Lebensmittel. Israels Militär lässt nur wenige LKWs täglich in den Gazastreifen, alle mit humanitären Mitteln, ohne die dort niemand existieren könnte, von Leben ganz zu schweigen.
Auch die Wirtschaft Gazas ist vollständig kollabiert, durften lediglich noch wenige Prozent der dort produzierten Waren ausgeführt, und auf der anderen Seite zur Produktion notwendige Arbeitsmaterialen und -rohstoffe nicht eingeführt werden. Mehr als 100.000 Menschen haben in den letzten Jahren ihre Arbeit in den Fabriken verloren. Die Gesamtbevölkerung Gazas liegt bei 1,5 Millionen.

Noch so vieles gibt es zu schreiben, zu attakieren und zu sagen. Dazu ein Literaturtipp, für Wissbegierige:

'Palestine's Guernica' herausgegeben vom 'Palestine Monitor'
Mehr Infos dazu und zu sonstigen relevanten Themen unter:
http://palestinemonitor.org/spip/

Abschließend ein Kommentar zu den Fotos - Die Bilder zeigen Kunstwerke an verschiedenen Abschnitten der Mauer in Bethlehem, manche der Graffitis sind an zivilen Gebäuden. Das letzte Bild befindet sich im Kontrollhangar der Mauer, auf dem Weg auf die israelische Seite. Shalom.

Jordanien in Bildern

Wenngleich mit etwas Verspätung, so doch aber nun der Nachtrag mit den Bildern zu Jordanien. Einige sind es geworden, ich konnte die Impressionen einfach nicht noch weiter zurechtstutzen als das hiesige Resultat.

Die erste Gruppe von Bildern zeigt Wadi Rum, eine Wüstenregion im Süden Jordaniens, später kommen Bilder der Felsenstadt Petra und die letzten Bilder zeigen einen kleinen Ausschnitt aus Amman, der Hauptstadt. Die Panoramabilder, die drei Fotos zu einem kombinieren sind leider nur recht klein abgebildet, ein Klick darauf lohnt sich.

Ahlan wa salan - Willkommen!