Donnerstag, 17. September 2009

Ein letzter Tag...

















Mein letzter Tag ist angebrochen. Nach einem Jahr, einem Monat, zwei Wochen und drei Tagen muss ich Afrika schweren Herzens hinter mir lassen. Mir fehlen ein wenig die Worte um vieles hier zu schreiben. In ein paar Tagen gibts dann hier den Abschluss zu meiner Zeit.

Die Bilder sind von Cape Town und dem Cape of Good Hope.

Bagamoyo - Wirf dein Herz nieder!

Samstag, 12. September 2009

PE und CT und SA sowieso











Na was heisst das? Abkuerzungen sind in SA - Suedafrika - allgemein sehr beliebt. In PE, kurz fuer Port Elizabeth, habe ich drei wundervolle Wochen bei Karin verbracht, die wie ich ueber bezev weltwaerts ist. Eintauchen durfte ich in ihre Arbeitsstelle Ithemba. Ithemba ist ein Xhosa Wort und bedeutet Hoffnung. In dem Special Day Care Center werden bis zu 44 Kinder mit verschiedenen geistigen und koerperlichen Behinderungen betreut. Die Kids kommen aus den umliegeneden Townships der Northern Areas und haben aehnliche Hintergruende wie so mancher meiner Strassenjungs in Tanzania. Unterernaehrung, Vernachlaessigung und sexueller Missbrauch sind Begriffe, die hier immer wieder eine Rolle spielen. Kinder mit Behinderung haben in SA, wie in den meisten anderen afrikanischen Laendern, eine schwierige Stellung. Verpflichtende Schulen gibt es noch nicht und die Regierung drueckt sich elegant um das eklatante Thema herum. Die Arbeit bleibt liegen fuer Elterninitativen und NGO's wie Ithemba. Nach drei Wochen im Umfeld der Kinder fiel es mir sichtlich schwer weiter zu ziehen und Ithemba hinter mir zu lassen. PE am Indischen Ozean gelegen traegt viele verschiedene Namen, die wie ich finde die Stadt nur unzulaenglich treffen. Friendly City an der Sunshine Coast in der Nelson Mandela Bay. Windy City wuerde eher passen, fegt der Wind beinahe taeglich mit viel Kraft ueber die Huegel hinweg. Die Stadt beherbergt einen Grossteil der von SA's Automobilindustrie und bietet sich als Industrie- und Handelsstadt dar. Aber eben durch diese Echtheit haette ich gleich ein weiteres Jahr dort verbringen koennen. Karin wollte mich schon meiner Kredfitkarte entledigen, die ich zum einchecken fuer mein Flugticket noch brauche.
An einem der Tage ging es per Fuehrung durch das Walmer Township. Zwei Freunde zeigten uns alle Ecken und unzaehlige Geschichten aus der Zeit des Kampfes gegen die Apartheit. Ein beeindruckendes Erlebnis. Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in SA fuehle ich mich in das mir vertraute Afrika zurueckversetzt. Blechverschlaege die zu Haeusern verbaut sind, kein Strom, alle paar hundert Meter ein Wasserhahn fuer die gesamte Nachbarschaft. Schotterwege ziehen sich durch die unuebersichtliche Siedlung, die weder Strassennamen noch Hausnummern hat. In regelmaessigen Abstaenden droehnt laute Musik aus einer der vielen Shabeens, den Township Kneipen. Hier fliesst Bier im 24 Stunden Rhythmus, das ganze zu Spottpreisen. Alkohol stellt ein grosses Problem dar, nicht jedoch nur auf die Townships begrenzt. SA's Trinkkultur ist exzessiv. Neben der Shantytown wie gerade beschrieben sehen andere Ecken des Townships richtig gut aus. Viele Regierungshaeuser wurden gebaut und Strassen schlaengeln umher auf denen Minibusse verkehren. Masifunde, das Projekt von Katrin (einer weitern bezev Volontaerin) beschaeftigt sich mit Kindern aus dem Township und vermittelt an besonders begabte Stipendien fuer Schulen ausserhalb des Township. Eine kleine spannende Welt fuer sich.
Letztlich hiess es wie so oft auf meiner Reise Abschied nehmen und ein letztes Mal den Rucksack packen. Per Nachtbus ging es nach CT, Cape Town. Meine vermeintlich letzte Station in Afrika und gleichzeitig der Ort der sich am wenigsten danach anfuehlt, als sei er Teil des afrikanischen Kontinents. Cape Town ist kosmopolitisch, modern, vollgestopft mit Geschichte und Altbauten, multikulturell. Einfach faszinierend. Gelegen direkt am Ozean und den maechtigen Tafelberg im Ruecken, bis hin zu Gebirgszuegen am Horizont, ist die Lage schlicht atemberaubend. In der Stadt treiben sich mehr Weisse und Coloureds herum als Schwarze, einer der wenigen solcher Flecken in SA. Auch ist Cape Town die wohl sicherste Grossstadt des Landes, ich kann mich wieder voellig frei umherbewegen ohne dabei Bedenken zu haben. Meine Fuesse, die sich in PE schon ans Autofahren gewoehnt hatten, leiden nun unter etlichen Blasen vom Erklettern des Tafelbergs.
Eine einzige Woche verbleibt mir noch, bevor die letzte Reise ansteht. Frankfurt is calling.

Sonntag, 30. August 2009

Europa Afrika Arm Reich Entwicklung Reizueberflutung Infrastruktur Rasse Separierung Alt Neu Schwarz Weiss Coloured











Welcome to South Africa!

Suedafrika, Land der Kontraste, Rainbownation, Africa’s Rising Star, 2010. Kaum ein Land zieht so grosse Hoffnungen und Erwartungen auf sich wie Suedafrika. Mehr als 300 Jahre von Weissen regiert und vielfach unterdrueckt. Besiedlung durch Buren und Englaender, englische Kolonie, Unabhaengigkeit, Apartheit, Neubeginn 1994. Nelson Mandela, erster Praesident eines freien Suedafrikas, beruehmtester Sohn der Nation. Ein jedes dieser Woerten waere einen eigenen Artikel wert.
15 Jahre spaeter befindet sich das Land weit entfernt von Gleichheit und Teilhabe aller am Wohlstand. Die Rassen, Black, Coloured, White und Asian sind immer noch in vielen Bereichen getrennt. Diesmal nicht gezwungen sondern freiwillig. Misstrauen vor den Anderen. Die meisten Stadtviertel sind sehr homogen. Weiss lebt unter Weiss, Schwarz unter Schwarz und Coloured unter Coloured. Extrem reich wohnt einen Steinwurf entfernt von bitterarm. Dazwischen hohe Mauern, Stacheldraht, Elektrozaun und Hunde. Wer genug besitzt um sich zu fuerchten, lebt hinter diesen Mauern. Eingeigelt in seiner Burg, im Auto durch die Welt da draussen. Supermarkt, Shoppingmall, Arbeit, Heim. Wer Bewegung braucht geht ins Fitnessstudio, oder zum Surfen auf kuenstlichen Wellen aus dem Generator in der Shoppingmall.
Dies ist eine von vielen Seiten Suedafrikas. Kriminalitaet ist eine der groessten Herausforderungen denen das Land gegenuebersteht. Doch nicht ueberall ist es gefaehrlich und fuerchten ist nicht gleich Pflichtprogramm. In meinen ersten Tagen SA war ich regelrecht geschockt. Tu dies nicht und nicht das. Geh nicht dorthin und dort bitte nur am fruehen Nachmittag. Einschraenkungen ueberall. Umgeben ploetzlich nur von Weissen im Viertel meiner Unterkunft. Das volle Programm wird gefahren so wie vorhin beschrieben. Leben im Schuetzengraben und immer misstrauisch den Anderen gegenueber. Die Anderen sind in diesem Fall Schwarze und Coloureds.
Eine Woche spaeter in anderem Umfeld. Unterwegs mit oeffentlichen Verkehrsmitteln, die fuer gewoehnlich kaum ein Weisser nehmen wuerde. Bars und Restaurants bunt durchmischt mit Leuten aller Couleur. Weisse Obdachlose, die um Geld betteln. Ich bin auf einer Demonstration streikender NGO Mitarbeiter. Ein kleines Stueck des Regenbogens. Gesungen wird auf Xhosa, Parolen sind auf Englisch und Plakataufschriften auf Afrikaans. Weiss, Schwarz und Coloured tanzen und kaempfen fuer ihr Recht Seite an Seite. Langsam gewinnt der Regenbogen an Kraft. Nicht ueberall gleichzeitig aber viele junge Menschen oeffnen sich zueinander.
Suedafrika, Land der Kontraste. Fernab von Gleichheit seiner Menschen, aber engagiert wie kein zweites Land. Die Bevoelkerung tritt ein fuer ihre Rechte. Die Politik ist in vielen Bereichen ernsthaft bemueht. Hunderttausende Haeuser wurden und werden gebaut. Einem jeden Bewohner der Townships steht ein Haus zu, finanziert durch die Regierung. Krankenhausbesuche sind voellig gratis und jedem zugaenglich. Vom Rollstuhl bis zum orthopaedischen Schuh gibt es alles umsonst. Solange der Atem zum Warten nur lange genug ist. SA’s Infrastruktur ist hochmodern. Strassen sind frisch asphaltiert. Der Verkehr rollt vierspurig den Highway entlang. Zuglinien ziehen sich kreuz und quer durchs Land.
Hoffnung gibt es satt, ebenso wie Zweifel. Die enorme Kriminalitaet ist allgegenwaertig. Jede Zeitungstitelseite muss mindestens einmal das Wort „dead“ fuehren. Sicherheitsdienste fahren durch die Stadt, immer bereit auf Ruf eines registrierten Kunden, schwer bewaffnet in die Bresche zu springen. An den besseren Haeusern haengen Schilder, die „Armed Response“ durch einen der Sicherheitsdienste in Aussicht stellen, sollte jemand einen Einbruch wagen. Freitags haben die Krankenhaeuser hochkonjunktur. Es ist Zahltag. An keinem anderen Tag werden derart viele Patienten mit Schussverletzungen eingeliefert.
Viele der Verantwortlichen von Gewaltverbrechen sind keine Suedafrikaner. Sie kommen aus Nigeria, dem Kongo, Zimbabwe oder Tanzania. Illegal im Land ohne jede Chance auf Arbeit fristen sie ihr Dasein als Kriminelle. Rassismus von Afrikanern gegen Afrikaner stellt keine Seltenheit dar. Viele sind wuetend.
Suedafrika. Unvergleichlich in jeder Hinsicht. Noch laengst habe ich nicht aufgehoert zu staunen. Ueber Gutes, ueber Schlechtes. Die passenden Worte zu diesem faszinierenden Land finde ich kaum.

Donnerstag, 13. August 2009

Von Koenigen und EinMann-Frauen

Es war einmal vor langer Zeit in einem Land so fern und voller Sagen. Ein Koenig rund und prall voller Weisheit und Liebe zur Frau. Er liebte der Frauen so sehr, dass er sich goennte 13 deren Zahl. Eine aus jedem Winkel seines Reiches so sollte es sein. Einmal so jedes Jahre war die Zeite reif, den Herrn und Koenig und seiner Koenigsmutter die Ehre zu erweisen. Die schoensten Jungfrauen aus aller Doerfer weit zogen zum Palaste Ihrer Majestaet fuer ein Woche lang. Sie sammeln Bast und schneiden Blumen mit deren sie sich zieren. Schick will eine jede sein am grossen Tag der grossen Tage, dem Umhlanga. Denn so der Koenig will sucht er sich eine neue Gattin aus der Menge tanzender Jungfrauen, um sie bald zu ehelichen.

So nicht etwa ein Maerchen aus lang vergangner Zeit, nein, ich befinde mich in Swaziland, dem letzten Staate Afrikas regiert von einem absolutistischen Koenig. Mswati III. heisst Seine Exzellenz und regiert ein kleines bergiges Land, dass historisch gesehen beinahe Suedafrika einverleibt worden waere. Sein Vater Sobhuza II. jedoch fuehrte sein Land durch die Zeit als englisches Protektorat und schliesslich hinein in die Unabhaengigkeit. Stolz sind die Swazis ueber ihren Widerstand, erst gegen die Zulus, ihre suedlichen Nachbarn im heutigen Suedafrika, spaeter gegen die Boers, oder Buren, und letztlich gegen das britische Empire. Weniger erfolgreich zwar war die Resistance gegen Boers und Englaender, aber stolz ist man nichtsdestotrotz. Swaziland ist mit seinem Herrschaftssystem einer der wenigen Staaten Afrikas - wenn nicht gar der einzige - welcher vor sowie nach der Kolonialzeit durch die gleichen Strukturen gefuehrt und regiert wird.
Tradition hat daher auch im modernen Swaziland einen hohen Stellenwert. Polygamie ist nicht nur legal sondern auch von vielen erwuenscht. Mswati III. hat zurzeit 13 Frauen. Sein Vater Sobhuzo II. hatte derer 120 und um die 600 Kinder, wer weiss das schon genau bei solcher Anzahl.
So fremd das fuer westliche Ohren klingen mag, so verankert sind viele dieser Aspekte in der Swazi Kultur, die bisher besonders im laendlichen Gebiet weitgehend resistent war gegen moderne Einfluesse. In Manzini und Mbabane, den beiden Mini-Metropolen des Koenigreiches weht der Wind schon anders. Kritiker fordern Mitspracherecht fuers Volk und Plakate fuehren die Nachricht "I'm a one man woman!" bzw. "I'm a one woman man!" die Kampagne gegen Polygamie ist am rollen, wenngleich nicht gefoerdert von Koenig und Regierung.
Die Menschen denen ich begegne sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit wie kaum an einem anderen Ort und obwohl ich nur zwei kurze Tage hier verbringe bin ich beeindruckt von der Offenheit dieses kleinen Landes. Meine Reise hat mich seither zum grossen Nachbarn Suedafrika getragen. Aus dem Maerchen in die Moderne. Zu diesem faszinierenden Land mehr in ein paar Tagen.

Montag, 10. August 2009

Mosambik - auf ausgetretenen Pfaden







Per Nachtzug von Zimbabwe kommend mit vielen Impressionen im Gepaeck, schlug ich in Mosambik in einem sehr verschiedenen Land auf. Zunaechst lief alles wie gewohnt. Den ersten Tag arbeiteten wir uns ueber 700km von Lift zu Lift, hinunter an die warme Kueste. Nach zwei Chapa-Minibussen und vier plaerrenden Babys, mal im Akkord mal im Kanon (man ist ja musikalisch hier..), gab es einen deutschen Lift. Sie Mitarbeiterin beim DED, das Auto finanziert von der GtZ. Auf dem Weg erzaehlt sie uns von ihrer Entwicklungsarbeit zusammen mit der mosambikanischen Regierung zum Thema AIDS. Doch wie schon so oft, so auch hier die Bestaetigung, schiessen die "Hilfsgelder" zwar irgendwo hin, doch eigentlich nur in ein paar Privattaschen oder aufwendige Geschaeftsessen, beziehungsweise ihr schickes Auto. Dieses naemlich moechte gerne wieder durch ein neues ersetzt werden, es ist ja schon zwei Jahre und damit alt.
Aber zurueck zur Strasse. Nach einem weiteren Lift, diesmal ein Unicef Auto verliehen an reisende Privatpersonen und einer Truck- sowie Pickup-Ladeflaeche empfaengt uns der Indische Ozean. Endlich wieder Waerme nach dreiwoechigem Frieren in Zim und Zambia. Wir sind im suedlichen Teil Mosambiks und das war zwar vorher klar, dennoch aeusserst komisch, inmitten von Touristen. Dicke Amerikaner, groelende Deutsche, Englaender und Hollaender. Na wunderbar. Zwar wusste ich nichts ueber Mosambik vor meiner Ankunft, der Rest der Welt wie es scheint jedoch schon.
Wir verbringen die meiste Zeit in kleinen Stranddoerfern, die mehr weisse Touristen als Locals beherbergen. Raus aus Afrika so scheint es mir.
So schlecht das bisher klingen mag, so schoen ist die Kueste Mosambiks dafuer. Ein Postkartenbild reiht sich an das naechste und einer der besten Tauchspots ist es zugleich. Nach vier Tagen Tauchkurs bin auch ich soweit und darf im Ozean Unfug stiften. Ein schoenes Gefuehl durchs Wasser zu schweben.
Aber weiter geht die Reise, Maputo die Hauptstadt gibt Hoffnung auf etwas mehr Mosambik und etwas weniger Touri-Schauer. Am Wasser gelegen bietet die Stadt ein mediterran-sozialistisches Flair. Hohe Wohnblocks dominieren das Stadtbild, die Strassen sind gesaeumt von Baeumen. Es ist haesslich und schoen zugleich, ein besonderer Charme. Die Stadt ist ein Sortiment aus Spuren der Vergangenheit verschmolzen mit dem Hier und Jetzt. Alte pompoese Bauten aus der portugiesischen Kolonialzeit versetzen mich auf die iberische Halbinsel. Die Strassennamen zeugen wiederrum vom Sozialismus der Post-Unabhaengigkeit und tragen die Namen von Persoenlichkeiten wie Karl Marx, Engels, Lenin oder Mao Tse Dung. Kunstvoll bemalte Mauern erzaehlen die Geschichte des 17 Jahre langen Buergerkrieges der durch das Land fegte. Die Strassen sind gesaeumt von Muell und gemuetlichen Cafes voller Kunst und Musik. Zurueck im Afrika wie ich es kenne, Maputo gefaellt durch seine Kontraste. Dennoch so habe ich das Gefuehl zwar in Mosambik zumindest physisch gewesen zu sein, doch aber nichts vom Land gesehen zu haben. Ein allemal nur an der Oberflaeche Kratzen. Schade, Tourismus hinterlaesst nunmal nichts so wie es einmal war.
Heute fahre ich weiter ins winzige Swasiland, von dem ich hoffe mehr zu erfahren als ueber Mosambik. On the road again.

Sonntag, 2. August 2009

Zu Besuch bei Mugabe












Zimbabwe Kornkamer Afrikas, steigender Stern und sogar mehr Wohlstand als der grosse Nachbar Suedafrika. So koennte ein Reisebericht lauten, geschrieben vor noch 15 Jahren. Damals als Freiheitsheld und Dauerpraesident Robert Mugabe noch nicht gaenzlich erkrankt war an einem Syndrom, das sich Macht nennt.
Heute bietet das Land dem Beobachter in einem anderen Licht dar. Am Grenzuebergang zu Zambia steht auf Blechschild geschrieben “You are now entering Zimbabwe”. Willkommenheissen oder Drohung? Mit diesem Gefuehl ging es ueber die Grenze, noch ein letzter Blick auf die Victoria Falls. Vic Falls, die gleichnahmige Stadt am Fusse der Falls bietet ein trostloses Bild. Nahezu alle Geschaefte sind geschlossen, die Strassen wie leergefegt. Vereinzelte Touristen haben sich fuer den Nachmittag ueber die Grenze gewagt, verfolgt von ebenso verloren wirkenden Souvenirverkaeufern.
Am Abend noch erwischen wir den Uebernachtzug nach Bulawayo, Zims zweite Stadt. In Bulawayo lebt Skha, eine Freundin aus Mwanza und beherbergt uns fuer unseren Aufenthalt. Die Kohlekraftwerke der Stadt stehen still, Kohleengpass. Benzin ist in gewissen Mengen wieder verfuegbar. Vor Stunden noch sahen wir eine Dampflok; nachdem der Strom fuer die E-Loks und dann der Diesel fuer die Diesel-Loks ausging, hiess es halt back to the roots. Halleluja! Wir gehen mit Skha zum Shoppen, ein wenig Lebensmittel fuer uns und ihre Familie. Nicht etwa wie in Ostafrika zum Markt, sondern in den Supermarkt fuehrt sie uns. Ein riesen Komplex aus noch besseren Tagen, die Regale weder voll noch leer sondern irgendwo dazwischen. Eine Regalreihe nur mit Salz, die naechste mit Toilettenpapier, die dritte nur Kekse. Die Waren bedecken grade nur die unteren Faecher der hohen Regale und nimmt man eine Flasche heraus, klafft ploetzlich ein Loch bis zum Regalruecken. Abgefahren. In anderen Geschaeften das gleiche Bild. Hier ein Schuh dort ein Hemd, verzweifelt wird vorgetaeuscht die Laeden seien voll. Dabei ist die Situation momentan schon wieder besser. Vor fuenf Monaten noch waren die Supermaerkte leer, allesamt. Bis auf Salz gab es nichts zu kaufen. Kein Reis, kein Mehl, nichts. Die Preise auf den Schwarzmaerkten wuchsen ins Unermessliche, nur mit US-Dollar bezahlbar. Die Inflationsrate des Zimbabwe Dollar lag bei geschaetzten 5000%. Heute laufen in Zambia Touristenfaenger durch die Strassen mit dem etwas anderen Souvenir. Noten des wertlosen Zim Dollars in Hoehe von 100 Billionen. Um es voll auszukosten einmal als Zahl: 100.000.000.000.000. Huebsch nicht wahr?!
Mittlerweile ist das viele Papier entwertet worden, soweit das nicht ohnehin der Fall war und als Waehrung dienen US-Dollar, suedafrikanische Rand und vereinzelt Pula aus Botswana. Die Kassen der Supermaerkte sind schon darauf getrimmt das Wechselgeld genau zu berechnen. Drei Dollar und 6 Rand. Pragmatisch.
Per Anhalter ging es bald weiter in die Hauptstadt Harare. Das Verkehrssystem des Landes ist bis auf ein paar Zuege voellig zusammengebrochen. An allen Hauptstrassen stehen Menschen mit Gepaeck und warten auf eine bezahlte Mitfahrgelegenheit. Waehrend unserer Reise durch Zim landeten wir also in den verschiedensten Vehikeln. Vom gewoehnlichen Minibus ueber Auto und Pickup-Ladeflaeche hin zum LKW-Fuehrerhaus. Jedes Fahrzeug ist zugleich Teil des Nah- und Fernverkehrs.
Harare schliesslich, Parallelwelt. Elegant, filigrane Wolkenkratzer mit Glasfront. Volle Laeden und erstmals volle Strassen. Hauptstadt und Hinterland fahren auf verschiedenen Spuren, Dampflok und ICE sozusagen. Den ganzen Tag ueber komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Einer sponaten Idee folgend suchen wir das State House auf, den Sitz vom Grossen M. wie wir Mugabe auf der Strasse nennen. Ihn zu kritisieren ist ein Verbrechen und kann mit Gefaengnis geahndet werden. Das State House ist umrundet von massiver Mauer, diese wiederrum gekroent mit NATO Stacheldrahtzaun. Kameras starren stumm in die Landschaft und Soldaten patrouellieren. Um ein paar Meter zur naechsten Kreuzung zu sparen wechseln wir die Strassenseite hinueber zur Mauer. Ein Zischen von hinten, wir drehen uns um. Die noch vorhin lose um die Schulter des Soldaten baumelnde AK-47 ist im Anschlag und richtet sich genau auf uns. Der Wachhund Mugabes auber war so nett und stellte Fragen erst bevor er schiesst. Zu ihm gewunken gehen wir langsam rueber, Dollar griffbereit, Geld regiert das Militaer. “We’re you from?” blafft e runs an. “Germany” die Antwort. “What are you doing here?” “Just walking to the other road, we’re sorry. We didn’t know.” Der Gute lies suns alsbald, sogar ohne Entloehnung ziehen, ohne uns zu Schweizer Kaese zu verarbeiten.
Die Lektion des Tages: Don’t walk on the wrong side, even if there are no signs at all. Und Mugabe trinkt seinen Tee gerne allein.
Gesund und Munter, ohne weiter Kalaschnikovs bin ich nun schon in Mosambik und geniesse meinen alten Freund den Indischen Ozean. Morgen gehts tauchen. Sollte ich wieder auftauchen gibts dann bald mehr zu diesem Land ;)

Samstag, 25. Juli 2009

Zambia - Liebe auf den zweiten Blick









Zambia, das Tor zum suedlichen Afrika empfing mich nach der Reise mit der M.V. Liemba auf ganz eigene Art und Weise. Mpulungu, ein kleiner Hafenort, der einzige des Binnenstaates, vollgestopft mit primaer Nichts. Die Strassen und das Land staubig, kein Markt, das Essen garantiert hoechstens Durchfall, ein Reinfall wie es scheint. Nicht fern, eine halbe Stunde im Minibus liegt die naechstgroessere Stadt, Mbala. Laut Reisebuch angeblich mit 200.000 Menschen gesegnet, bot sich uns ein noch oederer und noch tristloser Eindruck. Vergleichbar mit einer Wild Western Ghosttown, fehlten eigentlich nur die obligatorischen Grasbueschel, die vom Wind getrieben durch das Bild wehen.
Nord Zambia hat uns willkommen geheissen. Ein kleines Juwel jedoch gab es versteckt im Busch, erreichbar nur per Taxi oder Charterboot. Die Kalambo Wasserfaelle des gleichnahmigen Grenzflusses zu Tanzania sind die zweithoechsten Afrikas. Vor einem unbeschreiblichen Panorama stuerzt das Wasser 221m in die Tiefe, eingerahmt von schroffen Felsklippen, die weicheren Hueglen weichen.
Dennoch zog uns die Reise schon sehr bald nach Sueden. Ein 17h Hoellenritt sollte uns der vermeintlichen Zivilisation wieder naeher bringen. Die ganze Nacht ueber vom unertraeglich laut plaerrenden Fernseher wach gehalten, platzten wir im Morgengrauen in Lusaka, der Hauptstadt auf. Lusaka zu beschreiben ist nicht leicht. Nach aussen hin praesentiert sich die Stadt als haessliches Produkt sozialistischer Architektur der 70er und 80er. Vereinzelte hohe Plattenbauten, der hoechste Turm ausgebrannt, wenig Farbe, selbst der vermeintliche Prachtboulevard versprueht keinen Charm. Und doch geizt Lusaka nicht im Geringsten mit Charm. Die Menschen sind offen und freundlich, ein Jeder spricht gutes Englisch, die Frauen sind die weitaus schoensten, die mein bisher gesehenes Afrika zu bieten hat. Die Menschen wirken westlicher, sowohl in Kleidung als auch die Gesichter und das Auftreten. Selbstbewusst und gebildet ist man in Lusaka. Smalltalk ueber globale Themen war in Ostafrika zumeist undenkbar. Hier ploetzlich kennt man Southpark und Facebook, das Ruhrgebiet oder London.
Faehrt man aus Lusakas beschaubarem Zentrum raus findet man gigantische Shopping Malls vollgestopft mit jedem erdenklichem Gut. Afrika wie bisher gewohnt scheint hier zu enden, ein Afro-Europa beginnt.
Das beste aber war bis dato nie gewesen. Ich war als Weisser kein Exot, nicht der Eindringling oder Fremde, kein Mzungu. Zum ersten Mal ohne Ausnahme gleich, einer von Millionen, grandios. Das Gefuehl nach knapp einem Jahr als Exot in Tanzania (wenngleich es viele Weisse gibt..) ist unbeschreiblich.

Weiter von Lusaka machten wir Zwischenstopp in Choma, eingeladen von einer jungen Familie, die uns in Lusaka eingeladen hatte, genossen wir zambische Gastfreundschaft. Mit vollem Bauch und verkatertem Kopf zogen wir alsbald weiter zur letzten Station der Zambia Reise, Livingstone. Heimat der Victoria Falls, der groessten Wasserfaelle nach den Niagara Falls und Magnetpunkt fuer Touristen. Waren wir bisher im ganzen Land meist die einzigen Reisenden, herrschte ploetzlich grosser Trubel. Gute Backpacker Hostels, Shops mit Touri Schrott und ein paar Touts auf den Strassen, ein bunter Misch Masch mit doch viel zu vielen Touristen.
Die Victorie Falls sind einfach ein majestaetisches Wunder und ich aergere mich grade, habe ich meine Fotos im Hotel vergessen. Werden aber so bald als moeglich nachgeliefert!
Ein grosses Angebot an Aktivitaeten bietet der Ort und so kam es das ich Premiere im Ultraleicht Fliegen hatte, Wahnsinn!

Zambia ist ein Ort zum laenger bleiben, aussen rauh und fad, innen voller Waerme und faszinierenden Menschen.

Mittlerweile sitze ich in Harare, Hauptstadt des zerschundenen Zimbabwes, dem ich mich im naechsten Blog widmen werde. Bis dahin...