Donnerstag, 13. August 2009

Von Koenigen und EinMann-Frauen

Es war einmal vor langer Zeit in einem Land so fern und voller Sagen. Ein Koenig rund und prall voller Weisheit und Liebe zur Frau. Er liebte der Frauen so sehr, dass er sich goennte 13 deren Zahl. Eine aus jedem Winkel seines Reiches so sollte es sein. Einmal so jedes Jahre war die Zeite reif, den Herrn und Koenig und seiner Koenigsmutter die Ehre zu erweisen. Die schoensten Jungfrauen aus aller Doerfer weit zogen zum Palaste Ihrer Majestaet fuer ein Woche lang. Sie sammeln Bast und schneiden Blumen mit deren sie sich zieren. Schick will eine jede sein am grossen Tag der grossen Tage, dem Umhlanga. Denn so der Koenig will sucht er sich eine neue Gattin aus der Menge tanzender Jungfrauen, um sie bald zu ehelichen.

So nicht etwa ein Maerchen aus lang vergangner Zeit, nein, ich befinde mich in Swaziland, dem letzten Staate Afrikas regiert von einem absolutistischen Koenig. Mswati III. heisst Seine Exzellenz und regiert ein kleines bergiges Land, dass historisch gesehen beinahe Suedafrika einverleibt worden waere. Sein Vater Sobhuza II. jedoch fuehrte sein Land durch die Zeit als englisches Protektorat und schliesslich hinein in die Unabhaengigkeit. Stolz sind die Swazis ueber ihren Widerstand, erst gegen die Zulus, ihre suedlichen Nachbarn im heutigen Suedafrika, spaeter gegen die Boers, oder Buren, und letztlich gegen das britische Empire. Weniger erfolgreich zwar war die Resistance gegen Boers und Englaender, aber stolz ist man nichtsdestotrotz. Swaziland ist mit seinem Herrschaftssystem einer der wenigen Staaten Afrikas - wenn nicht gar der einzige - welcher vor sowie nach der Kolonialzeit durch die gleichen Strukturen gefuehrt und regiert wird.
Tradition hat daher auch im modernen Swaziland einen hohen Stellenwert. Polygamie ist nicht nur legal sondern auch von vielen erwuenscht. Mswati III. hat zurzeit 13 Frauen. Sein Vater Sobhuzo II. hatte derer 120 und um die 600 Kinder, wer weiss das schon genau bei solcher Anzahl.
So fremd das fuer westliche Ohren klingen mag, so verankert sind viele dieser Aspekte in der Swazi Kultur, die bisher besonders im laendlichen Gebiet weitgehend resistent war gegen moderne Einfluesse. In Manzini und Mbabane, den beiden Mini-Metropolen des Koenigreiches weht der Wind schon anders. Kritiker fordern Mitspracherecht fuers Volk und Plakate fuehren die Nachricht "I'm a one man woman!" bzw. "I'm a one woman man!" die Kampagne gegen Polygamie ist am rollen, wenngleich nicht gefoerdert von Koenig und Regierung.
Die Menschen denen ich begegne sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit wie kaum an einem anderen Ort und obwohl ich nur zwei kurze Tage hier verbringe bin ich beeindruckt von der Offenheit dieses kleinen Landes. Meine Reise hat mich seither zum grossen Nachbarn Suedafrika getragen. Aus dem Maerchen in die Moderne. Zu diesem faszinierenden Land mehr in ein paar Tagen.

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