Sonntag, 30. August 2009

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Welcome to South Africa!

Suedafrika, Land der Kontraste, Rainbownation, Africa’s Rising Star, 2010. Kaum ein Land zieht so grosse Hoffnungen und Erwartungen auf sich wie Suedafrika. Mehr als 300 Jahre von Weissen regiert und vielfach unterdrueckt. Besiedlung durch Buren und Englaender, englische Kolonie, Unabhaengigkeit, Apartheit, Neubeginn 1994. Nelson Mandela, erster Praesident eines freien Suedafrikas, beruehmtester Sohn der Nation. Ein jedes dieser Woerten waere einen eigenen Artikel wert.
15 Jahre spaeter befindet sich das Land weit entfernt von Gleichheit und Teilhabe aller am Wohlstand. Die Rassen, Black, Coloured, White und Asian sind immer noch in vielen Bereichen getrennt. Diesmal nicht gezwungen sondern freiwillig. Misstrauen vor den Anderen. Die meisten Stadtviertel sind sehr homogen. Weiss lebt unter Weiss, Schwarz unter Schwarz und Coloured unter Coloured. Extrem reich wohnt einen Steinwurf entfernt von bitterarm. Dazwischen hohe Mauern, Stacheldraht, Elektrozaun und Hunde. Wer genug besitzt um sich zu fuerchten, lebt hinter diesen Mauern. Eingeigelt in seiner Burg, im Auto durch die Welt da draussen. Supermarkt, Shoppingmall, Arbeit, Heim. Wer Bewegung braucht geht ins Fitnessstudio, oder zum Surfen auf kuenstlichen Wellen aus dem Generator in der Shoppingmall.
Dies ist eine von vielen Seiten Suedafrikas. Kriminalitaet ist eine der groessten Herausforderungen denen das Land gegenuebersteht. Doch nicht ueberall ist es gefaehrlich und fuerchten ist nicht gleich Pflichtprogramm. In meinen ersten Tagen SA war ich regelrecht geschockt. Tu dies nicht und nicht das. Geh nicht dorthin und dort bitte nur am fruehen Nachmittag. Einschraenkungen ueberall. Umgeben ploetzlich nur von Weissen im Viertel meiner Unterkunft. Das volle Programm wird gefahren so wie vorhin beschrieben. Leben im Schuetzengraben und immer misstrauisch den Anderen gegenueber. Die Anderen sind in diesem Fall Schwarze und Coloureds.
Eine Woche spaeter in anderem Umfeld. Unterwegs mit oeffentlichen Verkehrsmitteln, die fuer gewoehnlich kaum ein Weisser nehmen wuerde. Bars und Restaurants bunt durchmischt mit Leuten aller Couleur. Weisse Obdachlose, die um Geld betteln. Ich bin auf einer Demonstration streikender NGO Mitarbeiter. Ein kleines Stueck des Regenbogens. Gesungen wird auf Xhosa, Parolen sind auf Englisch und Plakataufschriften auf Afrikaans. Weiss, Schwarz und Coloured tanzen und kaempfen fuer ihr Recht Seite an Seite. Langsam gewinnt der Regenbogen an Kraft. Nicht ueberall gleichzeitig aber viele junge Menschen oeffnen sich zueinander.
Suedafrika, Land der Kontraste. Fernab von Gleichheit seiner Menschen, aber engagiert wie kein zweites Land. Die Bevoelkerung tritt ein fuer ihre Rechte. Die Politik ist in vielen Bereichen ernsthaft bemueht. Hunderttausende Haeuser wurden und werden gebaut. Einem jeden Bewohner der Townships steht ein Haus zu, finanziert durch die Regierung. Krankenhausbesuche sind voellig gratis und jedem zugaenglich. Vom Rollstuhl bis zum orthopaedischen Schuh gibt es alles umsonst. Solange der Atem zum Warten nur lange genug ist. SA’s Infrastruktur ist hochmodern. Strassen sind frisch asphaltiert. Der Verkehr rollt vierspurig den Highway entlang. Zuglinien ziehen sich kreuz und quer durchs Land.
Hoffnung gibt es satt, ebenso wie Zweifel. Die enorme Kriminalitaet ist allgegenwaertig. Jede Zeitungstitelseite muss mindestens einmal das Wort „dead“ fuehren. Sicherheitsdienste fahren durch die Stadt, immer bereit auf Ruf eines registrierten Kunden, schwer bewaffnet in die Bresche zu springen. An den besseren Haeusern haengen Schilder, die „Armed Response“ durch einen der Sicherheitsdienste in Aussicht stellen, sollte jemand einen Einbruch wagen. Freitags haben die Krankenhaeuser hochkonjunktur. Es ist Zahltag. An keinem anderen Tag werden derart viele Patienten mit Schussverletzungen eingeliefert.
Viele der Verantwortlichen von Gewaltverbrechen sind keine Suedafrikaner. Sie kommen aus Nigeria, dem Kongo, Zimbabwe oder Tanzania. Illegal im Land ohne jede Chance auf Arbeit fristen sie ihr Dasein als Kriminelle. Rassismus von Afrikanern gegen Afrikaner stellt keine Seltenheit dar. Viele sind wuetend.
Suedafrika. Unvergleichlich in jeder Hinsicht. Noch laengst habe ich nicht aufgehoert zu staunen. Ueber Gutes, ueber Schlechtes. Die passenden Worte zu diesem faszinierenden Land finde ich kaum.

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