Sonntag, 2. August 2009

Zu Besuch bei Mugabe












Zimbabwe Kornkamer Afrikas, steigender Stern und sogar mehr Wohlstand als der grosse Nachbar Suedafrika. So koennte ein Reisebericht lauten, geschrieben vor noch 15 Jahren. Damals als Freiheitsheld und Dauerpraesident Robert Mugabe noch nicht gaenzlich erkrankt war an einem Syndrom, das sich Macht nennt.
Heute bietet das Land dem Beobachter in einem anderen Licht dar. Am Grenzuebergang zu Zambia steht auf Blechschild geschrieben “You are now entering Zimbabwe”. Willkommenheissen oder Drohung? Mit diesem Gefuehl ging es ueber die Grenze, noch ein letzter Blick auf die Victoria Falls. Vic Falls, die gleichnahmige Stadt am Fusse der Falls bietet ein trostloses Bild. Nahezu alle Geschaefte sind geschlossen, die Strassen wie leergefegt. Vereinzelte Touristen haben sich fuer den Nachmittag ueber die Grenze gewagt, verfolgt von ebenso verloren wirkenden Souvenirverkaeufern.
Am Abend noch erwischen wir den Uebernachtzug nach Bulawayo, Zims zweite Stadt. In Bulawayo lebt Skha, eine Freundin aus Mwanza und beherbergt uns fuer unseren Aufenthalt. Die Kohlekraftwerke der Stadt stehen still, Kohleengpass. Benzin ist in gewissen Mengen wieder verfuegbar. Vor Stunden noch sahen wir eine Dampflok; nachdem der Strom fuer die E-Loks und dann der Diesel fuer die Diesel-Loks ausging, hiess es halt back to the roots. Halleluja! Wir gehen mit Skha zum Shoppen, ein wenig Lebensmittel fuer uns und ihre Familie. Nicht etwa wie in Ostafrika zum Markt, sondern in den Supermarkt fuehrt sie uns. Ein riesen Komplex aus noch besseren Tagen, die Regale weder voll noch leer sondern irgendwo dazwischen. Eine Regalreihe nur mit Salz, die naechste mit Toilettenpapier, die dritte nur Kekse. Die Waren bedecken grade nur die unteren Faecher der hohen Regale und nimmt man eine Flasche heraus, klafft ploetzlich ein Loch bis zum Regalruecken. Abgefahren. In anderen Geschaeften das gleiche Bild. Hier ein Schuh dort ein Hemd, verzweifelt wird vorgetaeuscht die Laeden seien voll. Dabei ist die Situation momentan schon wieder besser. Vor fuenf Monaten noch waren die Supermaerkte leer, allesamt. Bis auf Salz gab es nichts zu kaufen. Kein Reis, kein Mehl, nichts. Die Preise auf den Schwarzmaerkten wuchsen ins Unermessliche, nur mit US-Dollar bezahlbar. Die Inflationsrate des Zimbabwe Dollar lag bei geschaetzten 5000%. Heute laufen in Zambia Touristenfaenger durch die Strassen mit dem etwas anderen Souvenir. Noten des wertlosen Zim Dollars in Hoehe von 100 Billionen. Um es voll auszukosten einmal als Zahl: 100.000.000.000.000. Huebsch nicht wahr?!
Mittlerweile ist das viele Papier entwertet worden, soweit das nicht ohnehin der Fall war und als Waehrung dienen US-Dollar, suedafrikanische Rand und vereinzelt Pula aus Botswana. Die Kassen der Supermaerkte sind schon darauf getrimmt das Wechselgeld genau zu berechnen. Drei Dollar und 6 Rand. Pragmatisch.
Per Anhalter ging es bald weiter in die Hauptstadt Harare. Das Verkehrssystem des Landes ist bis auf ein paar Zuege voellig zusammengebrochen. An allen Hauptstrassen stehen Menschen mit Gepaeck und warten auf eine bezahlte Mitfahrgelegenheit. Waehrend unserer Reise durch Zim landeten wir also in den verschiedensten Vehikeln. Vom gewoehnlichen Minibus ueber Auto und Pickup-Ladeflaeche hin zum LKW-Fuehrerhaus. Jedes Fahrzeug ist zugleich Teil des Nah- und Fernverkehrs.
Harare schliesslich, Parallelwelt. Elegant, filigrane Wolkenkratzer mit Glasfront. Volle Laeden und erstmals volle Strassen. Hauptstadt und Hinterland fahren auf verschiedenen Spuren, Dampflok und ICE sozusagen. Den ganzen Tag ueber komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Einer sponaten Idee folgend suchen wir das State House auf, den Sitz vom Grossen M. wie wir Mugabe auf der Strasse nennen. Ihn zu kritisieren ist ein Verbrechen und kann mit Gefaengnis geahndet werden. Das State House ist umrundet von massiver Mauer, diese wiederrum gekroent mit NATO Stacheldrahtzaun. Kameras starren stumm in die Landschaft und Soldaten patrouellieren. Um ein paar Meter zur naechsten Kreuzung zu sparen wechseln wir die Strassenseite hinueber zur Mauer. Ein Zischen von hinten, wir drehen uns um. Die noch vorhin lose um die Schulter des Soldaten baumelnde AK-47 ist im Anschlag und richtet sich genau auf uns. Der Wachhund Mugabes auber war so nett und stellte Fragen erst bevor er schiesst. Zu ihm gewunken gehen wir langsam rueber, Dollar griffbereit, Geld regiert das Militaer. “We’re you from?” blafft e runs an. “Germany” die Antwort. “What are you doing here?” “Just walking to the other road, we’re sorry. We didn’t know.” Der Gute lies suns alsbald, sogar ohne Entloehnung ziehen, ohne uns zu Schweizer Kaese zu verarbeiten.
Die Lektion des Tages: Don’t walk on the wrong side, even if there are no signs at all. Und Mugabe trinkt seinen Tee gerne allein.
Gesund und Munter, ohne weiter Kalaschnikovs bin ich nun schon in Mosambik und geniesse meinen alten Freund den Indischen Ozean. Morgen gehts tauchen. Sollte ich wieder auftauchen gibts dann bald mehr zu diesem Land ;)

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