Samstag, 14. März 2009

Geschichten aus Nairobi

Foto: Blick auf Nairobi vom Kenyatta Conference Center, dem Wahrzeichen der Stadt

Nairobi, von vielen Einwohnern auch liebevoll 'Nairobbery' genannt ist die Metropole Ostafrikas. Eine gigantische Mega-City mit unezaehligen Skylinern, vibrierender Kultur, Vielfalt und Gewalt. Extremer Reichtum und extreme Armut wohnen Tuer an Tuer. So krass wie hier gibt es kein Wohlstandsgefaelle in einer anderen Stadt.

Erst vor rund 100 Jahren aus dem Sumpf gestampft hat sich die Stadt in rasantem Tempo entwickelt und umgibt mich mit dem Gefuehl zurueck in Europa zu sein. Die Menschen sind busy und schnellen Schrittes unterwegs, der Verkehr schlaengelt sich durch die engen Strassen, staendig nah am totalen Kollaps. Staus koennen Stunden dauern. Dafuer haben viele der Matatu-Minibusse eingebaute Flachbildfernseher. Nairobi ist Schmelzpunkt aus Alt und Neu.
An meinem zweiten Tag habe ich unfreiwillig Einblick erhalten ins aktuelle Geschehen der Stadt. Unterwegs in einem der Matatus auf dem Rueckweg ins Stadtzentrum, stockte der Verkehr wie so oft. Durch die Fenster sah ich hunderte schwerbewaffnete Polizisten am Rande eines Rugbyfeldes. Demonstranten kamen alsbald ins Sichtfeld. Augenblicklich flogen Steine. Nicht jedoch auf die Polizisten, sondern auf den Verkehr, die Autos und somit uns. Unser Matatu wurden von einigen Steinen getroffen und hatte sicher so manche Beule mehr danach. Zu unserem Glueck waren wir aus dem Kessel so schnell wieder raus, wie wir hineingeraten waren, der Verkehr floss weiter. Ein eskalierendes Rugby-Spiel? Was war los? Die anderen Passagiere gucken verdutzt. Am naechsten Morgen in der Zeitung dann die Antwort:
Wie in so vielen grossen Staedten spielt auch hier Gewalt eine grosse Rolle. Die 'Mungiki-Sekte', eine Mafia-aehnliche Organisation etwa erpresst Schutzgelder und steht fuer organisiertes Verbrechen. Offensichtlich ueberfordert von der Situation hat die Polizei in den letzten Monaten rund 500 Menschen erschossen. Bei Verdacht bestehender Zugehoerigkeit zu 'Mungiki' haben Polizisten ihre Opfer auf der Flucht erschossen oder gar ganz gezielt hingerichtet.
Vor sechs Tagen nun, drei Tage bevor ich nach Nairobi kam, wurden zwei kenyanische Menschenrechtler, die aktiv gegen die Polizei mobil machten, auf offener Strasse erschossen, waehrend sie im Stau standen. Wer dahinter steckt laesst sich mutmassen. Deren Tod loeste augenblicklich massive Studentenproteste aus. Die Polizei jedoch goss Oel ins Feuer, als sie waehrend der Demos einen Studenten erschoss. Seitdem herrscht in Teilen der Stadt Chaos. Steine fliegen, Geschaefte werden gepluendert, Passanten verpruegelt. Nairobi macht seinem Namen wieder alle Ehre.
Mittlerweile habe ich die Mega-City verlassen und bin nun an der wunderschoenen Kueste in Mombasa und geniesse schoene Urlaubstage mit Dennis, seiner Freundin und deren Schwester, die fuer zwei Wochen aus Deutschland hierher gekommen sind. Ein interessantes Plakat in der arabischen Altstadt habe ich auch schon gesehen: ''Stand up Muslim Army! Defend Gaza!'' Die Welt bleibt spannend so scheint es.

1 Kommentar:

  1. das bleibt sie. grüß mir den dennis. werde beizeiten mal wieder schreiben.

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