Samstag, 18. September 2010

Knueppel und Kaffee in Lalibella

Die dritte Station unserer Reise, Lalibella, ist einer jener Orte, den alle Touristen und Reisende in Aethiopien aufsuchen. Vor 800 Jahren liess der damalige Koenig, Lalibella, Kirchen in den Fels hauen, um ein neues Jerusalem in Afrika zu erbauen. Die Kirchen sind allesamt aus einem einzigen Fels gehauen, bis zu 15m hoch und 30 m lang und auf der Welt einzigartig. Heute noch immer in Gebrauch sind sie nicht blosse Schauobjekte, sondern Teil des alltaeglichen Lebens.
Das Besondere an Lallibella neben diesen Wunderwerken, war fuer mich das Verhalten der Menschen. Es war der erste Ort an dem ich nicht nach Geld gefragt oder sonstwie belaestigt wurde. Ganz im Gegenteil die Menschen waren offen und neugierig, nicht jedoch aufdringlich wie an vielen anderen Orten. Am zweiten Tag sassen wir am Strassenrand auf einer kleinen Mauer und beobachteten das Treiben. Schon bald gesellten sich eine Menge Kinder und ein paar Erwachsene zu uns. Nach einer Weile Plauschen, rannten alle ohne Vorwarnung weg von uns und zerstreuten sich. Ein Polizeiauto war der Ausloeser, dass die Strasse entlangkam. Als es um die Ecke war, kehrten allmaehlich die Leute zu unserer Mauer zurueck. Marego, einer der Maenner, erklaerte mir in holprigem Englisch, dass der Bevoelkerung der Kontakt zu Touristen verboten ist, und bei Zuweiderhandlung Stockhiebe seitens der Polizei drohen. Lediglich offiziellen und lizensierten Guides ist demnach der Kontakt zu Weissen erlaubt. Geschockt und empoert von der Regelung ziehen wir weiter, ein wenig fernab der Strasse. Dort steht ein Kicker von Planen umgeben, die einen guten SIchtschutz bieten. Wir spielen einige runden gegen staendig wechselnde Gegner_innen, alle meochten uns und sich gegenseitig herausfordern. Eine halbe Stunde spaeter, sind wir schon zu Kaffee im Haus der Familie eines der Jungen, die schon an der Mauer vor der Polizei gefluechtet sind. Auf am Lehmboden liegenden Holzstaemmen quetschen sich rund 20 Menschen in das kleine Haus, die Tochter bereitet einen Kaffee nach dem anderen zu. Drei Tassen muessen wir Trinken, so will es der Brauch, jede hat einen eigenen Namen, nur den Dritten weiss ich noch: Baraka - arabisch fuer Segen.
Derweil erzaehlt uns einer der Maenner, die recht gutes Englisch sprechen die Politik der Behoerden. Ihmnach stellt das Kontaktverbot zu Touristen einen Schutz dar. Kinder die Geld bekommen von den Touristen, werden dies auch in Zukunft versuchen und sich als kleine Guides versuchen, statt in die Schule zu gehen. In vielen touristischen Orten ist dies tatsaechlich ein Problem. Auch erwachsene Menschen koennten Geld erbetteln anstatt ihrer sontigen Geschaefte nachzugehen, sobald das Erbetteln wirtschaftlicher ist, was schon schnell der Fall sein kann.

Interessant ist dieser Gedanken durchaus, denn Menschen besonders in laendlichen Orten, muesen Wege finden mit dem Tourismus umzugehen. Soll ein Kontaktverbot also ein geeignetes Mittel dazu sein? Vorstellen kann ich es mir nicht, zumal Zwang nie ein geeignetes Mittel sein kann. Eines jedoch waere ohne diese Politik nicht zustande gekommen: Ein Kickerturnier und eine grosse Runde kaffeedurstiger Menschen, die sich vorher zum Tei nicht kannten. An anderem Ort, waeren wir wohl nur kurz auf der Mauer verweilt, denn schon bald waeren wir anstatt interessanter Gespraechspartner_innen, blosse Moeglichkeiten des Gelderwerbs gewesen. Jedes Mal jedoch wo ich die Polizei sah, schauderte es mich, Knueppel gegen Menschen, die Kontakt suchen...nein danke.

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