Samstag, 6. März 2010

Milch und Fleisch








Nach den vielleicht etwas zu düster geratenen Schilderungen von Jerusalem (am Abend des Schreibens waren in der Unterkunft wilde Diskussionen über die Situation in Palästina), nun etwas über das was ich bisher vom Leben in Israel erfahren konnte. Drei Tage haben Mareile und ich bei Tamar, ihrem Mann Danielle und deren Sohn Tuvia gewohnt. Die drei wohnen in Zur Hadasa, einer hübschen Kleinstadt hinter der Green Zone. Diese wurde 1967 von der UN gezogen und als Trennlinie zwischen Israel und Palästina gezogen. Seither hat Israel die Grenzziehung immer wieder zu eigenen Gunsten verschoben. Zur Hadasa ist über einige Hügel gestreckt, die mit Büschen und Bäumen überzogen sind. Gerade ist alles grün, da es in den letzten Wochen außergewöhnlich viel geregnet hat. Die meisten Häuser sind sehr neu und aus hellem Sandstein gebaut, alles in allem eine recht wohlhabende Gegend. Bäume säumen die Straßen, bunte Pflastersteine bieten Fußgänger_innen viel Raum. Es gibt Bänke, manchmal öffentliche Trinkwasserstellen und sogar öffentliche Fitnessgeräte, die am Rand vom gehsteig positioniert sind.
Tamars Mann Danielle ist orthodoxer Jude, seit die beiden verheiratet sind, ist auch Tamar religiöser geworden. Wer sehr gläubig ist, lebt nach mehr oder weniger streng eingehaltenen orthodoxen Regeln. Dazu gehört etwa der Shabbat, der wöchentliche Feiertag, mit dem christlichen Sonntag vergleichbar. Wer ihn streng auslegt, darf an diesem Tag keinerlei Arbeit verrichten. Dazu gehört etwa kochen und Hausarbeit, aber auch etwa das Betätigen eines Lichtschalters. Elektrische Geräte dürfen für die Dauer des Shabbats, von Sonnenuntergang am Freitag bis Sonnenuntergang samstags nicht betätigt werden. Kein Autofahren, kein Handy oder Radio. Stattdessen trifft man sich mit Freunden und Verwandten, um den Tag gemeinsam zu zelebrieren.
Ein weiteres markantes Merkmal orthodoxer Lebensweise ist koscheres Essen. In der Thora steht geschrieben: Du sollst das Zieglein nicht in seiner Mutter Milch kochen. Daraus resultiert für die koschere Küche die strikte Trennung von Milch- und Fleischprodukten. Diese dürfen nicht zugleich konsumiert werden. Nach dem Verzehr von Fleisch darf 5 Stunden keine Milch konsumiert werden, andersherum sind es 2 Stunden. Doch auch Töpfe, Pfannen und Besteck sind in doppelter Ausführung nötig, um Milch und Fleisch nicht zu vermischen. Für Mareile und mich war das Nutzen der koscheren Küche der beiden daher eine echte Herausforderung. Während Tamar, Danielle und Toviak zu Freunden nach Jerusalem fuhren, um den Shabbat zu feiern, hatten wir den Tag über ihr ganzes süßes Haus zur Verfügung und somit auch die Verantwortung für das richtige Nutzen ihrer Küche. Mehrfach mussten wir überlegen, woher jener Kochlöffel oder Teller nun kam. Fleisch- oder Milchgeschirrschublade? In jedem Fall eine spannende Angelegenheit, die ein wenig Achtung erfordert.
Morgen früh geht es in Israels Norden, in die Golanhöhen. Diese sind ein Gebiet, dass Israel von Syrien während des Sechs-Tage-Krieges besetzt hat und seitdem israelisches Staatsgebiet. Seit dem Krieg gibt es keine diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die Grenzen sind geschlossen und die UN hat eine Sicherheitszone zwischen den beiden Ländern eingerichtet, die niemand ohne weiteres passieren darf. In den Golanhöhen werden wir ein wenig hiking machen, bevor es nach Palästina in die Westbank (Westjordanland) geht. Bis dahin Shalom.

1 Kommentar:

  1. so, ich komm der elena mal zuvor.
    hier scheint die sonne, schon viele blätter an den bäumen, justine ist angekommen und sehr nett. habe gelernt, dass man nach einem nüchternen abend trotzdem verkatert sein kann.
    schrecklich.
    würde gerne rotwein trinken. naja, geht nicht.

    viele grüße

    jonas

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